Die Regel für dieses Projekt: „Nimm den Korpus vom Kreuz ab und verstehe Jesus als balancierenden Menschen.“
(oder: „… versuche ihn zu verstehen, indem du seinen Kampf ums Gleichgewicht betrachtest“)
Es war nicht nur ein optischer Blickwechsel für mich, auch ein theologischer. Was heißt Gleichgewicht, Standpunkt, Sicherheit, Vertrauen, Selbstvertrauen? Was ist Wahrheit im Drahtseilakt zwischen Politik und Religion, Himmel und Erde, Traumtänzerei und Realität? Wie vorherbestimmt ist der Weg? Wohin führt er? Wer führt? Konnte Jesus überhaupt das Gleichgewicht halten, ist er abgestürzt? Oder wurde er gekreuzigt, gerade weil er im Gleichgewicht blieb? Gleichgewicht zwischen was und was?
Ein Teil der Bilder entstand auf der Brücke über den Neckar, die ich auch schon bei den Übergangsfragen bespielt habe.
Karwoche 2015. Eine stürmische Zeit zwischen Regen, Wolken, Sonne und Orkantief Niklas. Hin- und hergerissen, Ruhe und Traurigkeit, Gelassenheit und Zorn, um Haltung und Gleichgewicht bemüht, irgendwo zwischen Himmel und Erde den Weg suchend, der mich sein lässt, wer ich bin. Wohin führt das? Worauf bin ich gestellt: auf mich allein? auf festen Grund? in die Luft? in die Nachfolge? Bin ich mir sicher? Was ist schon Sicherheit? Was ist schon Wahrheit? Geh weiter!