Nimm jeden Tag ein leeres Blatt Papier.
Bewarte das Papier, als würdest du es mit Warten beschreiben.
Hänge es anschließend in eine Kirche.
Das ist meine spirituelle Übung zur Fastenzeit 2021.
Parallel dazu beschäftige ich mich mit der Herkunft des Wortes „warten“.
etwas warten (pflegen)
Wartungsarbeiten, Wartungsvertrag, eine Sache warten, …
Warten heißt: nach etwas schauen.
Nach etwas schauen heißt: Sich um etwas kümmern.
Ich warte mich.
Ich lasse mir Zeit, um zu werden.
Gegenwart
Gegenwart kommt nicht von warten, sondern von -wärts, wie in ostwärts, vorwärts, aufwärts, rückwärts: „gewendet nach …“
Gegenwärts heißt: sich selbst entgegengewendet.
Ist es nicht ein wundervoller Zufall, dass in Gegenwart „warten“ vorkommt?
der*die Wärter*in
Wenn ich warte, bin ich ein Wärter.
Ich bewache. Ich wache. Ich erwache.
Ich behüte mich.
Hüte mich. Etwas zu tun.
Bin mein eigener Zeuge.
Zeuge meiner Tat: Meines Nichts-Tuns.
erwarten
Vielleicht lässt sich eine bessere Welt nicht er-schaffen, er-richten, er-arbeiten, er-sinnen, er-kaufen, er-denken, er-bauen, … vielleicht lässt sie sich nur er-warten.
Ich liebe dieses Paradoxon: Schaffen durch Nichts-Tun.
Hier die Gesamtaktion: warten.