Was beim Warten so geschieht. Weitere Erfahrungen von Menschen, die wie ich ebenfalls den Zustand des Wartens erforschen.
Das Warten von Anna Kiefner
Das trifft einen Nerv bei mir…
allein die halbe Minute,
bis ich nach dem Lesen
mit dem Warten aufgehört
und mit dem Schreiben angefangen habe…eine Ewigkeit.
Obwohl Musik erklingt…
Obwohl vor mir leise geschnarcht wird…
Obwohl im Hintergrund Kinderlieder gesungen werden…
Ich werde wohl etwas warten und vor allem abwarten, bis ich wirklich warten kann.
Ab wann wartet man eigentlich?
Mein Kopf ist voll, aber wann ist es auch das leere weiße Blatt?
Habe ich genug gewartet?
Habe ich etwas verpasst beim Warten?
Verpasse ich etwas, wenn ich nicht warte?
Du weißt es, lass es mich auch wissen.
Oder anders: Erfüll mein Warten. Danke.
Das Warten von Snewit Aujezdsky
Ich schaue auf ein weißes Blatt Papier
und denke ans Warten.
Warten,
bis die Tablette wirkt,
bis der Schmerz aufhört,
Warten
bis es Frühling wird
bis es Sommer wird
bis es Herbst wird
bis es Winter wird
auf jemanden warten
auf einen Anruf warten
auf einen Brief warten
auf den Tod warten
bis es losgeht warten
bis ich ankomme warten
Früher hatte ich immer ein Buch dabei,
um mir das Warten zu verkürzen.
Heute schaue ich meist aufs Handy.
Ist Warten auch,
wenn ich jemanden oder etwas beobachte?
Ist es dann Warten oder Beobachten oder beides zugleich?
Beim Warten bin ich selten entspannt.
Beim Beobachten schon.
Darum sind meine Augen vom Papier in den Garten gewandert.
Ich warte nicht gerne.
Ich beobachte
und lasse das Papierlinks liegen.
Das Warten von Gaby Bosch
Warte seit Montag.
Ich will nicht sagen, dass nichts passiert ist, aber so ganz aufregend viel ist es dann doch nicht …
Das Warten von Annette Plaz
Warten
Unbeschrieben unverplant
Ohne Handy
Mit Blatt
Das gar nicht ganz blank ist
Fokussieren auf Kleines
Die erste Biene
Warten
Tut gut, heute.
Fokus Körper
Räkeln und strecken
Gedanken fliegen
Brauchen keine Richtung
Weiße Zwischenzeit
Bitte viel davon
Ps: Ich steig bald aufs Dach
Das Warten von Birgit Mattausch
Ich bin noch lange nicht fertig mit dem Warten. Und womöglich warte ich auf mich selbst. Bis ich endlich da bin. Warte, weil ich wieder einmal zu schnell war. Wie so oft. Viel zu schnell. Wie kommt das nur immer? Dass ich selbst nach nun einem Jahr fast nur auf diesem winzigen Fleck Welt, von dem ich mich ja kaum je weg bewege, dass ich selbst jetzt zu schnell für mich bin. Dass ich rufen muss von weit entfernt: bitte warte doch auf mich. Bitte mach eine Pause, dass ich hinterher komme. Bitte hänge das weisse Papier an die Wäscheleine auf dem Balkon – so dass ich es von weitem sehen kann und weiß: wenn ich ankomme, wird Frieden sein.
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