Vertrauen. Aus diesem einen Wort bestand der ganze Brief. Ich schrieb es in die Mitte des Papieres, das ich dann sorgfältig in einen edlen Umschlag packte. Den Umschlag musste ich nicht beschriften, denn dieser Ein-Wort-Brief war für mich selbst bestimmt. Ich nahm ihn und steckte ihn in eine leere Konservenbüchse. Dann goss ich Beton in die Dose.
„Vertrauen in Beton“ nannte ich dieses Kunstwerk. Der Beton war meine Angst. Zuerst verschluckte sie als schwerer Brei mein Vertrauen. Später erstarrte sie und hielt alles fest im Griff, was ich mir selbst zu sagen hatte. Mein Brief an mich war gefangen, er erreichte mich nicht. Die wenigen Gramm Papier wurden von der steinernen Schwere unerbittlich und hart festgehalten.
Trotzdem empfand ich es nie so, als hätte die Angst endgültig gesiegt. Unnachgiebig trotzte der Brief der betonischen Härte und Wucht. Dieses eine Wort „Vertrauen“ widersetzte sich der scheinbaren Endgültigkeit, mit der es verschluckt gehalten wurde. Der Brief schaute aus dem Klotz heraus, als wolle er sagen: „Ich bin da! Ich kann nicht gelesen werden, aber ich bin da!“ Und solange er da war, war er nicht besiegt. Vertrauen und Angst schienen in einem gelähmten Gleichgewicht zu sein. Keines hatte das andere überwinden können. Die Angst blieb. Das Vertrauen blieb. Ich stellte das „Vertrauen in Beton“ in meinen Garten. Und wusste nicht, was ich damit auslöste!
Jetzt waren die beiden den Kräften von Wetter und Zeit ausgesetzt. Was von außen starr und unbeweglich wirkte, war bei Weitem kein stilles Gleichgewicht. Im Inneren arbeiteten Vertrauen und Angst nun aneinander und gegeneinander. Wasser drang durch den Brief ein. Er quoll auf, verformte sich, bäumte sich auf, trocknete wieder, leitete Wärme nach innen, wand sich unmerklich, aber kraftvoll – bis er eines Tages den Betonklotz sprengte.
Im Nachhinein erscheint alles logisch: Der Klotz – so einheitlich er von außen betrachtet aussah – war in Wirklichkeit von Anfang an durch den Brief im Inneren gespalten. Nur eine hauchdünne Haut hatte die beiden Teile miteinander verbunden.
Die Angst schien stärker, als sie in Wahrheit war. In Wirklichkeit war sie ein zerbrechliches Gebilde, denn das sich widersetztende „Ich bin da und ich bleibe!“ des Briefes verhinderte wie ein Keil von Grund auf, dass sich der Beton mit sich selbst verbinden konnte.
Ich nahm den Brief heraus. Ich öffnete ihn. Und da stand noch immer: Vertrauen.
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