Wolfsbegegnung

Da ist er.
Weiß nicht, woher plötzlich gekommen.
Ahne.

Begleitet mich.
Ein Stück.
Verschwindet wieder.

Bleibe zurück.
Warte.
Bis er wieder auftaucht.

Als Kindergartenkind glaubte er, dass unter seinem Bett ein Wolfsrudel wohnt, das ihn beschützt. Damit sich die Wölfe nicht bedroht fühlen, darf er aber nicht bis zur Kante des Bettes laufen, sondern muss einen Meter davor abspringen. Als er das seiner Oma, der Mutter seiner Mutter, erzählt, kniet sich diese mit ihm vor das Bett, um ihm zu erklären, dass da gar keine Wölfe sind. Ab diesem Zeitpunkt beschließt er, nichts mehr über sich zu erzählen.

Aus: „Endl-ich“ von Sebastian Wolfrum

Foto, Idee, Installation: Sebastian Schmid; Inspiriert von Sebastian Wolfrum; Vorlage für Wolfskulptur: liebesreh.de