Wenn es sich anfühlt, als wäre die ganze Welt ein Scherbenhaufen, dann nimm die Scherben, stecke sie in Holzkästchen und wiege die Welt sanft hin und her. Wenn es sein muss, stundenlang. Auch tagelang. Achte darauf, dass du nicht verkrampfst.
Lausche.
Hoffe.
Die Spielregel
- Zerschlage Glas in Scherben.
- Fülle die Scherben in Holzkisten.
- Wiege die Scherben in den Kästchen hin und her.
- Wiege sie wie ein Kind. Halte sie wie eine Katze auf dem Arm. Tanze.
- Lass es ein Gebet sein.
- Bitte Kolleg:innen, Freunde, Verwandte um Hilfe.
Fragen
- Werden die Scherben an Schärfe verlieren?
- Verwandeln sie sich?
- Verwandeln sie mich?
- Wird es mit der Zeit schwerer?
- Wird es mit der Zeit leichter?
- Wann werden die Scherben ganz zu Glitzerstaub zerfallen sein?
- Wird Glitzer durch die Ritzen des Kästchens rieseln und sich überall verbreiten?
- Wird das Holz den Scherben standhalten können?
- Verändert der Klang alles?
- Ist Hoffnung ein Gefühl?
- Ist Hoffnung Arbeit?
- Welchen Unterschied macht es, die Scherben hin und her zu wiegen, statt sie liegen zu lassen?
Aus Gesprächen mit Kolleg:innen
- „Beim Wiegen nicht zu verkrampfen, erinnert mich daran, dass man beim Tanzen den Partner nicht zu fest und nicht zu locker halten sollte. Nur dann ist man in echtem Kontakt.“
- „Ich würde am liebsten alles durchschütteln!“
- „Glitzer ist geil!“
- „Geht es darum ein Ergebnis zu erzielen? Kann ich beim Wiegen effektiv sein oder geht es hier um etwas anderes als Effektivität?“
- „Ich bin in einem seltsamen Zwischenstadium zwischen „Nichts-von-der-Welt-wissen-wollen“ und „Mich-intensiv-um-die-Welt-kümmern-wollen“.
Und jetzt?
Ich weiß nicht, was mit den Scherben tatsächlich passiert. Ich werde die Kästchen erst in einigen Tagen öffnen. Es ist ein Experiment.
Ich werde berichten.
Fotos: Marcel Krämer / Sebastian Schmid