Es war nach einem playing arts Laboratorium. Wir haben mit Regenschirmen gespielt. Als ich heimfuhr, fand ich am Straßenrand einen kaputten Regenschirm. Aus ihm ist Spinne entstanden.
Was Spinne ist, weiß ich nicht.
Vielleicht ist sie der Innbegriff der Identitätskrise: Sie ist kein Schirm mehr, noch ist sie eine echte Spinne. Aber sie hat ein Facebook-Profil, auf dem sie sich fragt, wovor sie Angst hat, und von sich selbst in der dritten Person spricht. Oder spreche ich über sie? ich weiß es nicht.
Vielleicht ist sie aber auch der Inbegriff des Fragens: Sie stellt alles in Frage, was ihr begegnet. Was ist Angst? Habe ich Angst? Wovor? Warum? Ist Angst ein Spiel? Warum fürchten sich Menschen vor Spinnen und nicht vor Regenschirmen? Und ganz wichtig: Warum arbeiten Menschen unabhängig davon, ob es regnet oder nicht?
Vielleicht ist Spinne auch der Inbegriff des Perspektivwechsels: Kinder fragen: „Ist die echt?“ und belehren sich zugleich selbst: „Das ist ja nur ein Regenschirm!“ … und haben dann doch eine gewisse Scheu vor ihr. Ich gehe mit Spinne durch den Alltag, und erlebe mit ihr das Vertraute ganz neu: Was mache ich hier? Begleite ich denn wirklich die Kinder in den Kindergarten? Oder gehe ich gerade wirklich mit einem kaputten Regenschirm durch die Welt? Andere sehen aus einer anderen Perspektive zu: als Passanten oder als Zuschauer von annähernd handlungslosen Kurzfilmen im Internet.
Vielleicht ist Spinne auch der Inbegriff des Anderen, der Inbegriff der Furcht oder der Inbegriff der Projektion.
Vielleicht ist Spinne auch gar nichts … Nein, das ist sie nicht!
Spinnes erstes Netz. Sie hat Schlüssel gefangen.
Seit einigen Wochen schläft Spinne. Ich weiß nicht, ob sie wieder aufwachen wird.
Vielleicht ist sie tot?
Hier erfahrt ihr mehr und könnte Filme von Spinne sehen: facebook.com/spinne.regenschirm