Rettungsdecke

Ein Langzeitspiel.


Station 1: Fasching – Rettungsdecke als Maske

Rettungsdecke ist durchsichtig. Man kann von innen nach außen sehen. Aber nicht hinein.

Ich habe mich unter einer Rettungsdecke verkrochen und Gitarre gespielt. Es war ein eigener Raum. Eine Höhle. Ich mit mir. Ich konnte sehen, was da draußen ist und wusste gleichzeitig: Ich bin unsichtbar. Unangreifbar. Sicher. Privat. Niemand kann meine Gefühle erkennen. Eine Tarnkappe. Ich bestimme selbst, wie viel ich von mir zeige.

Außen bin ich goldig. Innen bin ich ich.


Station 2: Fasching – Rettungsdecke als Konfetti

Mit der Nagelschere die Rettungsdecke zu Konfetti zerschnitten.

Humor verteilt. Zum Trotz.

Glitzer verschenkt. Zur Rettung.

Leichtigkeit versteckt. Überall und ungefragt:

Auf dem Sitz im ICE (vielleicht bleibt am nächsten Fahrgast was hängen).

In den Haaren meiner Frau.

Im Hotel, am Frühstückstisch und in den Straßen, auf den Treppen, in den Ritzen und Ecken von Freiburg.

Und dann das Gefühl, etwas Verbotenes zu tun, wenn ich im Münster den Heiligenfiguren drei Konfetti schenken werde.

Am Ende: Rettungsdeckenkonfettiregen vom Münsterturm über die Stadt.


Station 3: Fastenzeit – it’s complicated

In vielen Kirchen werden in der Fastenzeit die Kreuze verhüllt. Ich hab das Kreuz in der Kapelle in Rettungsdecke gehüllt und mit Schnur umwickelt. Das Bild des Gekreuzigten an der Wand hab ich mit Rettungsdecke abgehängt.

It’s complicated.


Die Idee zum Langzeitspiel entstand zusammen mit Raphaela Vogel. Während des Spiels in der atelier:kirche haben wir entdeckt, wie vielschichtig die Bedeutung dieses Materials sein kann und wie leicht Verbindungen zu anderen Themen entstehen. Rettungsdecke ist fast wie ein Schlüssel, der Themen wie Identität, Haut, Verletzung, Heimat, Einsamkeit, Schönheit, Geborgenheit, Leichtigkeit, Trauma und Tod assoziativ aufschließt.
Und dabei glitzert und knistert sie auch noch.