Auf zwei Kartons schreibt sie mit großer Schrift. So wie Bettler, wenn sie in wenigen Buchstaben ihre Situation erläutern und um ein paar Euro bitten. Aber unsere Schilder bitten um nichts. „Gedichte zu verschenken!“ steht auf dem einen. Das ist ihr Schild. „Bilder zu verschenken!“ steht auf meinem.
Wir sind fremd hier auf dem Wochenmarkt. Wir kennen die Gesetze nicht. Die Gesetze des Marktes. Wo dürfen wir uns hinsetzen mit unseren Schildern? Neben dem Blumenstand? Oder lieber zwischen Kaffee-Verkäufer und Bäckerwagen? Wir sind anders, haben keinen Stand mit Äpfeln oder Gemüse, keine Eier, keinen Honig, und vor allem: keine Kasse. Nur einen Stuhl für jeden von uns, einen Block, ein paar Stifte (für die Gedichte) und eine Kerze (mit deren Rauch will ich die Bilder malen).
Dürfen wir das? Uns aussetzen? Etwas verschenken, das wir dann machen, wenn uns jemand darum bittet? Ist Verschenken auf dem Markt vielleicht verboten? Oder Sitzen? Betteln könnte verboten sein. Werben. Unangemeldetes Verkaufen. Falsches Parken. Aber Sitzen und Verschenken? Wie wird der Markt reagieren, wenn zwei sich aussetzen um zu verschenken?
Was wird mit uns geschehen?
Es gibt eine ganz einfache Erklärung, was der Heilige Geist ist: Die Gabe Gottes. Er ist das, was Gott schenkt: Mut, Frieden, Weisheit, Vergebung, Leben. Der Geschmack von Whisky-Trüffel nach einem Espresso. Das Gefühl, wenn ein verspannter Muskel locker lässt. Der kurze Moment im Gespräch, wenn beide schweigen und sich verstehen. Der Heilige Geist ist, was Gott gibt. Begabung.
Und der Heilige Geist ist Gott. Weil Gott sich selbst gibt. Gott verschenkt sich. Setzt sich aus.
Um diesem Gedanken nachzuforschen, haben Birgit Mattausch und ich die Reihe „Aussetzen/Ausgesetzt“ auf Pfingsten hin fortgesetzt. Mit dem Schwerpunkt Aussetzen als Sich-Geben, Sich-Verschenken. Verschenken ist das Gegenteil von Verkaufen. Daher ist der Ort für unser Aussetzen der Markt.
Hier (nach und nach) die ganze Geschichte: aussetzen/sich verschenken.