Ich habe Fotos von mir selbst gemacht, bis ich dabei eingeschlafen bin.
Ich wollte wissen, wie das letzte Bild aussieht.
Und wenn ich kurz aufgewacht bin, habe ich sofort wieder fotografiert. Bis ich erneut geschlafen habe.
Auch davon habe ich dann das letzte Bild ausgewählt.
Ich wollte wissen: Wer bin ich, wenn ich nicht weiß, dass ich bin?
Ich kann mir nicht beim Schlafen zusehen, aber ich kann bis an die Grenze gehen.
Es ging mir nicht darum herauszufinden, wie ich schlafend aussehe. Es war vielmehr eine Frage der Identität: Bin ich, der, der ich denke zu sein? Wer bin ich dann aber, wenn ich nicht mehr darüber nachdenken kann, wer ich bin? Wer bin ich, wenn mein (Selbst)Bewusstsein in tiefere Schichten gleitet? Bin ich dann der, der ich träume zu sein?
Selbstportraits in 30 Sekunden–Langzeitbelichtung. Jeweils das letzte noch mögliche Bild vor dem Einschlafen (beziehungsweise vor dem Wiedereinschlafen nach kurzem Aufwachen in der Nacht), sowie das erste Bild während des Aufwachens.
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Mein Selbstbild ist wie ein Foto, das ich von mir mache. Ich nehme – scheinbar – eine Außenperspektive ein. Doch das Bild entsteht nicht unabhängig von mir, denn ich selbst drücke ja den Auslöser und bestimme die Perspektive.
Wer aber bin ich dann, wenn ich nicht mehr in der Lage bin zu fotografieren, zu denken, zu reflektieren?
Wer bin ich, wenn ich nicht weiß, dass ich bin?
Kein Bild kann diese Frage beantworten. Es ist nicht (als Selbstportrait) fotografierbar. Wenn ich mich so lange immer wieder fotografiere, bis ich einschlafe, wird eines der Bilder das letzte sein. Es ist das Symbol für die äußerste Grenze meines Selbst-Bewusstseins.
Danach höre ich nicht auf. Ich höre nur auf bewusst über mich nachzudenken.