Hassmails

Zusammen mit Kolleginnen habe ich mit Hass-Mails und wüsten Beschimpfungen gespielt. Und das kam so:

Mit einer Aktion zum interreligiösen Dialog haben einige meiner Kollegen und Kolleginnen einen Shitstorm geerntet und sind als Privatpersonen mit wüsten, dreckigen Mails übel beschimpft worden.

Schon allein die wütenden Kommentare auf einer Hetz-Seite im Internet waren aneinandergereiht in Schriftgröße 12 über 50 Din A 4 Seiten lang. Hinzu kamen Anrufe und persönliche Mails in noch größerem Umfang und mit unmenschlichem, unterirdischem Inhalt.

Was macht man mit solchen Mails und Kommentaren? Natürlich wurde die Polizei eingeschaltet und die rechtsstaatlichen Mittel sinnvoll ausgeschöpft.

Wir haben aber beschlossen, damit auch zu spielen. Hier die Ergebnisse.

Wir haben die ausgedruckten Texte zerschnitten und sie als Schneeflocken an die Fenster gehängt, wir haben sie klein gerissen und aufgespießt, wie Getränkebons an der Supermarktkasse („erledigt!“ – und plötzlich waren es kleine Weihnachtsbäumchen), wir haben sie mit Wachs beträufelt, mit der Schreibmaschine überschrieben und gelocht. Wir haben die Fetzen als Pappmache auf Luftballons geklebt – auf einmal war alles luftig und leicht. Sehr cool! Besonders stark fand ich, wie eine Kollegin eine Maske von ihrem Gesicht gefertigt und darauf einzelne Begriffe projiziert hat. Ein ausdrucksstarkes Spiel mit Projektion, Person, Oberfläche, Perspektive, Haut und Distanzierung.