Making of „Abendmahl“

Immer wieder finde ich eines meiner Bilder im Internet. Das freut mich sehr – wenn dabei einfach deutlich bleibt, dass das Bild von mir kommt. Neulich hab ich mich mit anderen playing artists darüber unterhalten. Und wir waren uns einig:

„Wenn jemand etwas von uns teilt, dann ist das wie Applaus. Wenn dabei aber unser Name absichtlich gelöscht wird, und dann ist das wie ein Schlag ins Gesicht!“

Viele ahnen vielleicht nicht, wie viel Arbeit hinter den Bildern steckt. Ich will das mal an diesem Beispiel zeigen (Zeichen):

IMG_7714b

Dieses Bild eines Verkehrsschildes mit der Abendmahlsszene „funktioniert“ innerhalb von Sekunden-Bruchteilen. Gleich auf den ersten Blick soll klar sein, dass sich hier verschiedene Ebenen überlagern. Dass mich aber genau das oft eine wochenlange, in diesem Fall sogar monatelange Vorbereitung kostet, sieht man nicht. Soll man ja auch gar nicht!

Das ist also ist die Vorarbeit zu diesem Bild:

Am Anfang stand die Idee. Inspiriert wurde ich von den Arbeiten von Clet Abraham:

Foto: steve soblick http://www.flickr.com/photos/steve_soblick/14962542151/in/photostream/
Foto: steve soblick http://www.flickr.com/photos/steve_soblick/14962542151/in/photostream/

Es folgten einige lockere Gedankenspiele und Überlegungen zum Zusammenhang von Einbahnstraße und Letztem Abendmahl, dann die Recherche nach geeignetem Bildmaterial. Die war zeitaufwändiger, als ich dachte. Da Vincis Farben sind verblasst, viele Fotos zu klein, zu verzerrt, ohne Rechtefreigabe, bearbeitet, …

Ich machte erste Entwürfe um zu sehen, wie und ob der Effekt wirkt.

erster Entwurf als Fotomontage
erster Entwurf als Fotomontage

Kommt öfter vor, dass ich an dieser Stelle mit dem Ergebnis nicht zufrieden bin. Dann verschwindet das Projekt in der Ablage „mal was ausprobiert“.

Ich überlegte, ob weitere Schilder zu Kreuzigung, Auferstehung, Himmelfahrt und Pfingsten möglich wären und entschied: Ja!

Dann ging es auf die Suche nach geeigneten „Einfahrt verboten“-Schildern. Die erste Wahl fiel auf ein Schild in meiner unmittelbarer Nachbarschaft. Nicht perfekt, aber mit Charme. Rissig wie ein altes Gemälde. Trotzdem zur Sicherheit noch drei weitere Schilder im Blick behalten. Schilder ausmessen (wusste gar nicht, dass Verkehrsschilder unterschiedliche Größen haben können). Größenverhältnisse berechnen. Bilder in verschiedenen Farb-, Helligkeits- und Kontrastwerten ausdrucken. Ausschneiden. Mit Leiter und Putzschwamm den Nachbarn ein Schauspiel bieten: „Der Schmid putzt Verkehrsschilder!?!“ Einige Autos fahren langsamer…

Ausgedruckte Bilder aufkleben. Zig Fotos aus unterschiedlichen Perspektiven in verschiedenen Einstellungen. Mit den Ergebnissen war ich unzufrieden. Der Kontrast zwischen mattem Ausdruck und reflektierendem Schild war schwer zu fotografieren. Alles Nachbearbeiten am PC hilft nichts. Ich werde in anderen Farbwerten und Größenverhältnissen am anderen Tag noch einmal ausdrucken müssen.

Die Zeit beginnt mir davon zu rennen. Ich will am Gründonnerstag fertig sein.

Nachtschicht: Ausdrucken, ausschneiden. Nebenbei: Entwürfe für Begleittexte.

Tagschicht: Leiter, Putzschwamm, neue Bilder. Auf anderes Licht warten. Nochmal fotografieren. Nebenbei: Textentwürfe überarbeiten.

Nachtschicht: Verschiedene Bilder auswählen und nachbearbeiten. Nebenbei: Texte löschen.

Parallel dazu: Ähnliche Vorarbeiten für die Bilder von Karfreitag und Ostern.

Irgendwann: Bilder fertig. Drei auswählen. Texte nochmal von vorne.

cropped-img_7714b.jpg

Alles in allem: Viele Tage Arbeit. Die mir sehr Spaß macht. Aber trotzdem ist es anstrengende Arbeit, für die ich kein Geld bekomme und für die ich (freiwillig) viel Freizeit bezahle. Damit das Bild auf den ersten Blick überzeugt.

Ich freu mich, wenn das funktioniert und das Bild geteilt wird. Möglichst ohne meinen Namen zu löschen.

 

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Alle Bilder der Reihe „Zeichen“ seht ihr hier.

 

3 Kommentare

Super Projekt. Ich bin begeistert von deinen Schildern!!! Wie lang bleiben die Fotos auf den Schildern, oder hast du sie nach dem Fotografieren wieder entfernt?
Ich habe mal im KOKI eine Kurzfilm gesehen, da putzte eine Famile Straßenschilder 🙂 Daran musste ich denken beim Lesen. Wenn ich den Film finde, schicke ich dir einen Link. Liebe Grüße, Beate

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